Die jungbronzezeitliche Siedlung Rodenkirchen-Hahnenknooper Mühle, Ldkr. Wesermarsch - Erste Bauern in der deutschen Marsch

Westlich von Rodenkirchen an der Unterweser wurden 1971 bei Baggerarbeiten in der Nähe der Hahnenknooper Mühle Holzpfosten und andere Siedlungsreste entdeckt, die unter zwei Meter Marschenklei lagen und deshalb exzellent erhalten waren. Die erste Sichtung der Keramikscherben zeigte bereits, dass die Siedlung während der jüngeren Bronzezeit bestanden hatte; sie war somit als die älteste Siedlung in den deutschen Marschgebieten zu betrachten. Es folgten ein umfangreiches Bohrprogramm zur Klärung der Ausdehnung der Siedlung und ihrer naturräumlichen Einbindung sowie von 1996 bis 2001 die Ausgrabung eines Teils der Siedlung. Dabei konnten die hervorragend erhaltenen Reste eines dreischiffigen Wohnstallhauses aus dem 10./9. Jh. v. Chr., das von einem mehrfach erneuerten Zaun umgeben war, sowie Teile von Nebengebäuden freigelegt werden. Funde u. a. von Gußformen aus Ton belegen, dass in der Siedlung ein Bronzeschmied gearbeitet hat. Die Forschungen fanden mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) statt.

Die detaillierte Auswertung der Ausgrabungen in Rodenkirchen befindet sich z. Z. in der Schlussphase. Die bislang erzielten Ergebnisse sind vom Projektleiter E. Strahl in mehreren zusammenfassenden Veröffentlichungen vorgelegt worden. Einzelstudien zu den Tierknochen, den botanischen Resten, den Arthropoden, zur Keramik und zum Steinmaterial sowie zur Paläogeographie der Siedlung sind bereits veröffentlicht worden (siehe Literatur); eine vollständige Vorlage der Baureste und eine abschließende Interpretation des Gesamtbefundes steht jedoch noch aus.

Auf der Grundlage der Dokumentation des Wohnstallhauses hat der „Förderverein Bronzezeithaus Hahnenknoop e. V.“ eine vollständige Rekonstruktion des Hauses erstellt, die in unmittelbarer Nähe des Fundplatzes besichtigt werden kann.

 

Literatur 

Bungenstock, F., 2008: Zur Paläogeographie des jungbronze- bis früheisenzeitlichen Siedlungsplatzes Rodenkirchen-Hahnenknooper Mühle, Ldkr. Wesermarsch. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 32, 181-195.

Goldhammer, J., 2014: Steinreich in der Marsch? Das lithische Inventar der jungbronze- bis früheisenzeitlichen Siedlung Rodenkirchen-Hahnenknooper Mühle, Ldkr. Wesermarsch. Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 37, 171-188.

Grimm, J. M., 2003: Untersuchungen an Tierknochen aus der jungbronzezeitlichen Flachsiedlung Rodenkirchen-Hahnenknooper Mühle, Ldkr. Wesermarsch. Mit einem Exkurs zu den Knochengeräten. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 28, 185-234.

Kucan, D., 2007: Archäobotanische Untersuchungen zu Umwelt und Landwirtschaft jungbronzezeitlicher Flussmarschbewohner der Siedlung Rodenkirchen-Hahnenknooper Mühle, Ldkr. Wesermarsch. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 31, 17-83.

Precht, G., 2008: Die Keramik der jungbronze- bis früheisenzeitlichen Siedlung Rodenkirchen-Hahnenknooper Mühle. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 32, 197-241.

Schelvis, J., 2007: Report on the arthropod remains from five Bronze Age samples from Rodenkirchen-Hahnenknooper Mühle, Northwest Germany, Wesermarsch – Validation and detailed analysis. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 31, 85-93.

Strahl, E., 2005: Die jungbronzezeitliche Siedlung Rodenkirchen-Hahnenknooper Mühle, Ldkr. Wesermarsch – Erste Bauern in der deutschen Marsch. In: C. Endlich u. P. Kremer (Red.), Kulturlandschaft Marsch. Natur, Geschichte, Gegenwart, 52-59. Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch 33. Oldenburg.